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2.6 Proemialität und Diskontexturalität als dekonstruktive Heterarchisierung des Subjektes


Als zweiten Schritt gilt es nun zu zeigen, auf welche Weise Volition und Kognition als komplementäre Prozesse untereinander vermittelt sind. Da sie, wie bisher gesehen, sich wechselseitig beeinflussen und initiieren, muß also ein Bindeglied existieren, welches das Verhältnis der beiden Vollzüge innerhalb des einen ontologischen Ortes der Subjektivität regelt. Ihre Komplementarität ergab sich auf dem Boden von Umtausch und Ordnung insofern, als einerseits Subjektivität eine symmetrische Umtauschrelation im Zustand der Schwebe ist, wo noch nicht entschieden ist, welche Alternative gewählt wird."1 Andererseits jedoch zeigt die Umwelt das Muster einer Umtauschrelation und Subjektivitätssysteme entfalten eine Stufe von Ordnung und Organisation, die in den Beziehungen zwischen reinen Objekten nicht zu finden ist."2 Das bedeutet, beide Komplementaritäten [...] müssen auf einer letzten Abstraktionsstufe auf einander bezogen werden, in der die Beziehung zwischen symmetrischem Umtausch und nicht-symmetrischer Ordnung definiert wird."3

Die Aufgabe zielt darauf ab, einen logischen Algorithmus zu finden, der das Verhältnis und die Unterscheidung von Subjekt und Objekt widerspiegelt, wo jedoch das Problem auftaucht, daß die klassische Logik allein mit Relationen operiert, innerhalb derer die Relationsglieder ungeteilte Einheiten darstellen. Diese Möglichkeiten klassischer Logik sind jedoch zu grobkörnig, und so differenziert Günther durch die Einführung eines transklassischen Operators weiter in eine Relation, den Relator sowie das Relatum. Die Relata sind die Entitäten, die durch den Relator miteinander verbunden sind, und die Gesamtheit eines Relators und seiner Relata bildet eine Relation, die sowohl den Relator als auch die Relata einschließt."4

Damit ist geleistet, daß eine transklassische Logik nicht allein wie die zweiwertige Logik das Verhältnis einer Relation zu einem Relatum in den Blick nehmen kann, sondern tiefergehend auf die Beziehung des Relators hinsichtlich der Relata sieht, wobei der Relator in den unterschiedlichsten Formen, etwa als Negator,Äquivalenz-, Konjunktions-, Disjunktionsoperator etc. erscheinen kann. Ontologisch läßt sich die transklassische Relation zwischen Relator und Relatum dahingehend interpretieren, als daß niemand, der jemals den Ausdruck `Subjekt' benutzt hat, hätte damit irgendetwas anderes meinen können als einen Relator (auch wenn er sich dessen nicht bewußt war), und wenn man sich auf `Objekte' bezog, sprach man wissentlich oder unwissentlich über Relata. Dann jedoch, wenn jemand den Begriff `Relation' benutzte (der den Relator und die Relata einschließt), bezog er sich unausweichlich auf eine Verbundsituation, in der Subjekt und Objekt untrennbar verschmolzen waren."5

Inwiefern nun diese ontologische Interpretation des Relators als Subjekt bzw. des Relatums als Objekt die strukturelle Vebindung von Erkennen und Wollen erhellt, wird deutlich, wenn in Erinnerung gerufen wird, wie oben das Verhältnis von Ich-Subjektivität und Du-Subjektivität skizziert wurde. Dort trat dem subjektiven Subjekt die Subjektivität des Anderen als `Objekt' entgegen, dahingehend, daß es allein in der Form des `Willens-Ereignisses' dem subjektiven Subjekt zugänglich und erfahrbar war. Die der Heteroreferenz transzendente Ich-Subjektivität, die kognitive und in ihrer Potentialität verharrende volitive Dimension des Du, fand zwar in die gemeinsam vermittelnde Umwelt keinen Eingang, jedoch stehen Ich-Subjekt und Du-Subjekt in einem wechselseitigen Umtauschverhältnis. Danach erscheint jedem der beiden Subjekte das andere in der gleichen Weise partieller Transparenz wie Transzendenz, es tritt also jedes sich selbst transparente Ich-Subjekt für jedes andere Du-Subjekt in eben dieser Rolle als Du-Subjektivität auf. In transklassischer relationslogischer Terminologie bedeutet dies, dasjenige, was ein Relator ist, kann ein Relatum werden und was zuvor ein Relatum gewesen ist, kann in die Position eines Relators aufsteigen."6 Besonderer Wert muß an dieser Stelle auf das Wort aufsteigen gelegt werden, zeigt es an, daß es sich bei dem hier beschriebene