Dr. Rudolf Kaehr, Gastprofessur für Philosophie, Städelschule

re-Präsentation

1 Bildende Kunst; Naturnachahmung jenseits jeglicher Unterscheidung von Natur und Kultur
2 Chiasmus und Zirkularität: Nicht jeder Kreis geht rund.

2.1 A map is not the territory

2.2 Irreduzible Ambiguität und Polysemie

    ... für die Leser von morgen, die Leser einer möglichen Gesellschaft, in der der Umgang mit multisignifikanten Zeichen nicht länger ein Spiel für eine Elite ist, sondern die natürliche konstruktive Tätigkeit einer erneuerten und beweglicheren Perzeptivität." Ecco, Das offene Kunstwerk, 1977, 435

    Darauf Christoph Bode : Doch sollte illusionslos erkannt werden, daß das Ästhetische allein nicht leisten kann, was diese Gesellschaft als Ganzes vesäumt, ja, radikal gedacht, negiert." 1988, S. 394

    Heute ist das, was in Philosophie und Ästhetik prospektiv realisiert wurde, eine Wirklichkeit geworden, daseinsanalytisch wie global-ökonomisch, die jedoch als solche nicht reflektiert und verstanden wird. Daß Philosophie und Poetologie hier Erkenntnismittel bereitstellen, ist nicht nur nicht bekannt, sondern würde als Abwertung und selbst wieder Poetisierung von Wirklichkeit verstanden. Es wird nicht eingesehen, daß die Gegenwartsinterpretation dem Muster des Tatsachenromans, d.h. hier des Trivialromans und seiner Trivialisierung zum Opfer gebracht wird. Die Romanautoren heißen heute Luhmann, Penrose, Maturana usw.

    Nur so, durch die Erzälung des Lebensromans und der Identifikation mit ihm, läßt sich noch Identität des Bewußtseins und des Ego in den Wogen des Relativismus aufrechterhalten.

    Seit dem West-Ost-Zusammenbruch, seit dem Ende der Herrschaft des bipolaren Denkens, ist Asymmetrie und Ambiguität allerdings nicht mehr ohne Selbstverleugnung wegzudenken.

    Die permanenten Versuche diese Realität interpretatorisch wegzudenken, denkerisch zu überwinden, zu immunisieren sind dichterisch-literarische Leistungen einer restaurativen und reaktionären Phantasie. Sie sind dem globalen Geschäft der Pop-Musik zuzuordnen.

    Wer heute von der modernen Lyrik (Mallarme, Celan) lernt ist eher in der Lage, die komplexe Struktur ökonomischer Prozesse zu erkennen, zu beschreiben und zu gestalten, als jemand, der sich auf klassisch rationale Wissenscht beruft. Er schreibt den Roman der Gesellschaft durch die Brille des realistischen Schriftstellers, heute als Autor eines Sachbuchs.

2.3 Das Wechselspiel von Grund und Begründetem

    Was Grund und was Begründetes ist, wird geregelt durch den Standort der Begründung. Der Wechsel des Standortes regelt den Umtausch von Grund und Begründetem. Es gibt keinen ausgezeichneten Ort der Begründung. Jeder Ort der Begründung ist Grund und Begründetes zugleich. Orte sind untereinander weder gleich noch verschieden; sie sind in ihrer Vielheit voneinander geschieden. Für die Begründung eines Ortes ist eine Vierheit von Orten im Spiel. Warum jedoch eine Vierheit von Orten? Diese läßt sich ins Spiel bringen, wenn wir die Möglichkeiten der Operativität einer Operation uneingeschränkt gelten lassen.

    <A NAME