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2.2 Subjektivität als kybernetisches Phänomen interagierender Programme -   Cognition und Volition


Wurde Subjektivität traditionell als übernatürlich, vollständig außerweltlich und irrational eingestuft"1, so erwuchs dies einer ontologischen Klassifikation, nach der die Sphäre des Objektiven mit Attributen wie unbelebte Natur, Ereignis, Kausalität, Determination, Selbstidentität zu fassen versucht wurde. Die entsprechenden Gegenbegriffe, welche der Subjektivität beigemessen wurden, lauten dann folgerichtig lebendiger Organismus, Handlung, Spontaneität, Freiheit, sowie - in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung - ontologische Dualität, die sich zwischen den Domänen des Erkennens und Wollens innerhalb des Subjekts selbst auftut.

Günthers Anfrage an die Kybernetik und Philosophie zielt ab auf die Radikalität und den Ernst, mit dem sich diese Disziplinen den Konsequenzen widmen, die sich aus dem neuen Begriff der Maschine, aus ihrer im Zuge der Rechnertechnologie erwachsenen Konzeption als entäußerter Subjektivität ergeben. D.h. es stellt sich die Frage, ob die beginnende Dehumanisierung und Despiritualisierung subjektiver Fähigkeiten lebendiger Systeme lediglich den Beginn eines oberflächlichen Abtrennungs-prozesses einiger irrtümlich der subjektiven Seite der Wirklichkeit zugeordneter Eigenschaften bedeutet, [...] oder [...] eine radikale basale Revolution unseres traditionellen Weltbildes, das die Wirklichkeit in einen natürlichen und einen übernatürlichen Bereich aufteilt."2

Vehement wendet sich Günther gegen den Weg, den die zeitgenössische Kybernetik einschlägt, dieser Revision näher zu kommen, der, auf dem Boden der antiken griechischen Logik fußend, Subjektivität als solche zur Gänze unreflektiert läßt. Thema der Antike war das Objekt, und so zielen die Bestrebungen einer der klassischen zweiwertigen Logik verpflichten, objektiven Wissenschaft, auf die radikale Reobjektivierung aller Prozesse des Lebendigen. Transphysische Komplexität"3 des subjektiven Handelns wird methodologisch in die Leblosigkeit des objektiven Ereignisses überführt, dies in dem Sinn, daß bei einem solchen Einebnungsprozeß die spezifischen Qualitäten von Subjektivität nicht mehr als solche identifizierbar sind. Genau in die gegenteilige Richtung zielen die Bemühungen Günthers, wenn er davon spricht, das methodische Rüstzeug zu entwickeln, mithilfe dessen gerade die Subjektivität als Phänomen und strukturelles Problem in den Gegenstandsbereich der von ihm projektierten Philosophie der Kybernetik einbezogen werden kann.

Ausgangspunkt seiner Analyse der Subjektivität, ist die erneute Durchleuchtung des die gesamte Tradition durchziehenden Problems der dichotomen Klassifikation von Subjektivität, d.h. der Dualisierung in die beiden kategorial verschiedenen Aktionsweisen des Subjekts von theoretischer Vernunft und pragmatischem Willen, von Erkenntnismöglichkeit und Willensaktivität. Wurden und werden diese beiden Dispositionen bislang als zwei unterschiedliche Fähigkeiten des Subjekts angesehen, so will Günthers Analyse der fundamentalen Beziehung zwischen Subjektivität als Prozeß des Erkennens (Cogn