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A. DAS FRAMEWORK DER VIER WELTMODELLE


"Die Welt weltet." Heidegger

Entsprechend der vier Unterscheidungen von individuell/allgemein wie von Rationalit�t/Realit�t, lassen sich zwischen Maschine und Welt vier Grundtypen unterscheiden, die die verschiedenen Weisen des machinalen Daseins als Interaktion und Einbettung und deren Formen des In-der-Welt-Sein bestimmen.

I. Eine Logik/Eine Welt

Die konzeptionelle Struktur der Maschine wie die ihrer Welt ist stabil. Hier ist die Interaktion reduziert auf einen einfachen Informationsaustausch. Die interne Struktur wie das Modell der Welt, das Repr�sentationssystem sind stabil. Es gibt einzig Lernprozesse nullter Stufe.

II. Viele Welten/Eine Logik

Die Maschine ist in diesem Modell in der Lage verschiedene Weltmodelle auf der Basis einer internen Struktur zu verarbeiten bzw. unter verschiedenen Aspekten und in verschiedenen Konnexen mit ihrer Umwelt zu interagieren. Ihre interne Struktur bleibt jedoch stabil. Dies entspricht verschiedenen Formen der Lernf�higkeit.

III. Eine Welt/Viele Logiken

Hier ist die Situation invers zum Modell II. Das System ist in der Lage, die eine Wirklichkeit auf sehr verschiedene Weisen zu interpretieren, zu bearbeiten und auf eine Problemstellung mit verschiedensten Strategien je Kontext zu reagieren. Die Interaktion basiert auf der Stabilit�t der Repr�sentation der externen Wirklichkeit.

IV. Viele Logiken/Viele Welten in einem Spiel

Die gegenseitige Interaktion befreit beide, Welt und Maschine, zur vollen Autonomie in einem ko-kreativen Zusammenhang. Das Verh�ltnis von Welt und Maschine ist dynamisiert und je Situation ist w�hlbar, ob die simultane Kokreativit�t und Interaktivit�t, oder die Zur�ckf�hrung auf die restringierteren Formen von Modell I bis Modell III ins Spiel gebracht wird. Hier ist die Idee des Maschinalen soweit offen gehalten, dass es gelingt, sowohl die volle gegenseitige Autonomie wie auch die gegenseitige Verwobenheit von Mensch, Welt und Maschine in einem neuen Weltspiel zu realisieren.

Heterarchie der Weltmodelle

Es w�re ein Selbstwiderspruch eine strikte hierarchische Schichtung zwischen den Modellen des Frameworks anzunehmen. Es gilt vielmehr, da� alle vier Modelle kategorial zugleich, in einem Wechsel von Vorder- und Hintergrund, im Spiel sind. Die Struktur der Komplexion der vier Weltmodelle ist selbst-reflexiv, chiastisch und kontextlogisch fundiert.

1 Allgemeine Modelltheorie
Der behauptete Sachverhalt, da� p, ist wahr genau dann und nur dann, wenn er �bereinstimmt mit dem entsprechenden wirklichen Sachverhalt, der entsprechenden Tatsache." Tarski
'Um zu erkennen, ob das Bild wahr oder falsch ist, m�ssen wir es mit der Wirklichkeit vergleichen'. (Wittgenstein, Traktatus) Wie aber um Himmels Namen konnte man diesen Vergleich durchf�hren?"
E. v. Glasersfeld, 1987

Das Hauptproblem einer jeden Modelltheorie ist das Problem des Status des Urmodells, des Original-Modells, das am Anfang einer jeden Modellierung steht.

Wie soll zwischen Original und Abbild verglichen werden k�nnen, wenn jeder Vergleich selbst wiederum in der bzw. in seiner Urbild-Abbild-Relation steht?

Wird zwischen Original und Modell unterschieden und ihre Vergleichbarkeit postuliert, dann lassen sich verschiedene Ordnungsbegriffe bzgl. Angleichungsarten (Stachowiak) unterscheiden. Auf dieser Basis l��t sich schon eine kleine Modelltheorie und Taxonomie der Modellarten aufstellen.

Modellbildungen unterliegen dem Frageschema: Modell wovon, f�r wen, wann und wozu und hergestellt mit welchen Mitteln?

In den 70ern habe ich noch die Brechtsche" Frage vorgeschlagen: Modell gegen wen oder was. Ein Modell hat aufgrund des Verk�rzungsmerkmals (s.u.) immer auch ein Komplement�rmodell, das angibt, was es gerade nicht modelliert und gegen welche Modellierungsintentionen die jeweilige Modellierung gerichtet ist.

Hauptprobleme einer Allgemeinen Modelltheorie, wie sie hier kurz skizziert wird, sind demnach die Bestimmung des initialen Objekts als Urbild und die Bestimmung des finalen Objekts als Interpretant (auch Subjekt) der Modellierung und der Prozessualit�t der Abbildungsfunktion selbst. Das finale Objekt erscheint als Problem der Selbstr�ckbez�glichkeit des Modellierers in seinem infiniten Regress (Unfundiertheit) oder in ihrem Circulus Creativus (Heinz von Foerster) im Sinne der Second-Order Cybernetics. Das Problem der Prozessualit�t in der Modelltheorie ist die Frage nach dem Status der Abbildungsfunktion selbst, ist sie ein Prozess, ein �bergang, ein Ereignis oder ist sie realisiert als mengentheoretische Korrelation, also eine Menge.

Ein Modell in diesem Sinne ist eine pragmatische Entit�t.

Unabh�ngig davon, welches der Status des Originalmodells ist, besteht zwischen ihm und dem Modell eine Funktion bzw. Operation, die Modellierungsfunktion. Der Vollzug des Modellierens bzw. die Modellierungsfunktion hat (meistens) drei Eigenschaften.

1.1 Die drei Hauptmerkmale des allgemeinen Modellbegriffs

1. Abbildungsmerkmal

Modelle sind stets Modelle von etwas, n�mlich Abbildungen, Repr�sentationen nat�rlicher oder k�nstlicher Originale, die selbst wieder Modelle sein k�nnen."

2. Verk�rzungsmerkmal

Modelle erfassen im allgemeinen nicht alle Attribute des durch sie repr�sentierten Originals, sondern nur solche, die den jeweiligen Modellerschaffern und/oder Modellbenutzern relevant erscheinen."

3. Pragmatisches Merkmal

Modelle sind ihren Originalen nicht per se eindeutig zugeordnet. Sie erf�llen ihre Ersetzungsfunktion a) f�r bestimmte - erkennende und/oder handelnde, modellbenutzende - Subjekte, b) innerhalb bestimmter Zeitintervalle und c) unter Einschr�nkung auf bestimmte gedankliche oder tats�chliche Operationen."

Diagramm 71

Triadik der Modellierung

Modelle sind Modelle von etwas f�r jemanden: Modellierer (Subjekt, Interpretant), Original-Modell (Welt), Modell.

Modelle sind also triadische Objekte, d.h. Repr�sentamen und diese sind wie Peirce herausgearbeitet hat Zeichen.

Das Modellkonzept der Erkenntnis greift den Abbildgedanken der klassischen Erkenntnistheorie auf, relativiert ihn jedoch im Sinne des pragmatischen Entschlusses. Hiernach ist alle Erkenntnis Erkenntnis in Modellen oder durch Modelle, und jeglich Weltbegegnung �berhaupt bedarf des Mediums 'Modell': indem sie auf das - passive oder aktive - Erfassen von etwas aus ist, vollzieht sie relativ zu bestimmten Subjekten, ferner selektiv - intentional selektierend und zentrierend - und in je zeitlicher Begrenzung ihres Original-Bezuges." (Stachowiak, S. 56)

1.2 Diskussion der Modelltheorie

Neben der Problematik des initalen Urmodells und des finalen Interpretantenbezugs bzw. durch diese miterzeugt, erscheint die Problematik des Zeithorizontes. Ph�nomene der Emergenz, der Kreativit�t und Ko-Kreativit�t, kurz des Neuen, sind in einer solchen Modelltheorie schwerlich zu explizieren.

So sind die drei Hauptmerkmale f�r Modelle kreierenden T�tigkeiten kaum zu erf�llen, sollen nicht platonistische Voraussetzungen eingeschmuggelt werden. Modelle sind Modelle von etwas, dieses Etwas mag in aller Neutralit�t von irgendwelchen ontologischen Bestimmungen gedacht werden, doch wenn noch gar nichts da ist oder wenn das Daseiende nicht zur Kategorie des Seienden, des Etwas geh�rt, was dann? Was soll dann modelliert werden?

Nach Stachowiak ist auch H�lderlins Hypeiron ein Modell. Modell ist Newtons Partikelmechanik ebenso wie Rankes Weltgeschichte oder H�lderlins Hypeiron." (Stachowiak, S. 56) Dies kann einzig f�r das erstellte Produkt, jedoch nicht f�r den Prozess, der zum Produkt f�hrt, gelten. Doch bleibt weiterhin die Frage, was denn z.B. H�lderlins Hyperion abbildet. Anstelle etwa eines Verk�rzungsmerkmals ist hier eher ein Erweiterungsmerkmal zu setzen, dies jedoch im Widerspruch zur Funktion der Modellierung.

Diese Situation eines fehlenden Urmodells ist schon bei der mathematisierenden Arbeitsweise vorzufinden. Hier werden Strukturen kreiert und nicht abgebildet. Allerdings gibt es hierzu den altbekannten Streit zwischen den sog. Platonisten, f�r die die mathematischen Objekt gefunden und den Konstruktivisten f�r die diese Objekte erfunden werden.

Noch st�rker gilt diese Situation eines fehlenden Urbildes bei poetischen Texten insb. seit der Moderne. Genau genommen ist dies immer der Fall, so ist Homer wie auch Shakespeare wie auch Beckett eher ein Sprachsch�pfer, denn ein Modellierer. Hier wird aus der Abbildungsfunktion eine Kreationsfunktion, die nicht re-pr�sentiert sondern pr�sentiert.

Die Wichtigkeit der Modelltheorie zum Verst�ndnis der schrittweisen" Einf�hrung etwa der Kenogrammatik ist allerdings zu betonen. Die Modelltheorie ist in diesem Zusammenhang auch zu verstehen als eine Explikation der transzendental-logischen Als-Funktion im Sinne von Etwas als dieses ist jenes" bzw. ausf�hrlicher: A als B ist C als D.

Die drei pragmatischen Merkmale helfen deutlich zu machen, welche strategische Funktion eine jeweilige Modellierung mit ihren spezifischen Methoden f�r eine Einf�hrung bzw. Inszenierung einer Theorie haben kann.

So gibt es, wie wir in Formales Modell des TransComputing sehen werden, eine ganze Reihe, Kette oder gar Stufenfolge von Formalisierungsschritten der Einf�hrung der polykontexturalen Logik und der Keno- und Morphogrammatik. Ohne Reflexion des jeweiligen Modellierungsaspektes insb. auch des Komplement�r-Modells, d.h. dessen was noch nicht formalisiert werden konnte, jedoch in einem begrifflichen Kontext schon expliziert ist, entstehen leicht sachfremde Missverst�ndnisse dar�ber, was das TransComputing intendiert.

Bei der Verhaltensmodellierung kommt der dialogische Aspekt hinzu: Das was modelliert werden soll, wird im Akt des Modellierens mitkreiert und das was modelliert werden soll, kann selbst modellieren, insbesondere auch seinen eigenen Modellierer.

Wie sind nun die Objekte, die Original-Modelle, die modelliert werden sollen, strukturiert?

Aufgrund sprachlicher Konventionen und Grundunterscheidungen von Nomen und Verbum, Subjekt und Pr�dikat wird f�r die modelltheoretische Erstellung von Originalen die Zweigliederung der Erstellungsmittel in Individuen und Attribute zugrunde gelegt". Logisch-ontologischen Individuen sind dabei die Tr�ger von Attributen, so wie die grammatischen Subjekte die Tr�ger von Pr�dikaten sind.

So wie ein Subjekt kein Pr�dikat und ein Pr�dikat kein Subjekt ist, ist auch ein Individuum kein Attribut und ein Attribut kein Individuum. Zwischen Individuum und Attribut besteht einen Rangordnung, ohne Individuum keine Attribute. Umgekehrt sind Attribute nicht Tr�ger von Individuen. So gilt etwa Die Rose ist rot.", jedoch nicht Das rot ist Rose." Allerdings k�nnte - dies ist jedoch in der Allgemeinen Modelltheorie aus logik-internen Gr�nden nicht zugelassen - in einer dualen Sprache durchaus gelten Die R�te rost." Bekannt ist die Formulierung Das Pferd gallopiert." und dual dazu Der Gallop pferdet." (Heinz von Foerster).

Werden nun Individuen als Tr�ger von Attributen angenommen und Individuen somit als vorg�ngig, jeder Attribution vorgelagert, so entsteht zwangsl�ufig eine Ontologisierung und Substanzmetaphysik, die den pragmatizistischen und dezisionistischen Anspr�chen der Allgemeinen Modelltheorie zuwider laufen. Um aus diesem Dilemma herauszukommen und dennoch die Attribut- und Pr�dikatenlogik nicht aufgeben zu m�ssen, wird der Dezisionismus auch in die Unterscheidung von Attribut und Individuum hineingetragen. Es k�nnen beliebige objekterstellende Elemente, die in einem Zusammenhang Attribut-Funktion erf�llen, in einem anderen als Individuen fungieren. Entscheidend sind allein pragmatische Gesichtspunkte." (Stachowiak, S. 134)

Erg�nzt werden mu� das Statement allerdings noch durch den Hinweis, da� die beiden Hinsichten nur exklusiv und getrennt und nicht etwa zugleich und parallel gelten d�rfen. F�r jeden konkreten Fall gilt ausschlie�lich die klassische Rangordnung zwischen Individuum und Attribut. �hnliches gilt f�r die Relation von System und Teilsystem. Jedes System kann als Teilsystem oder als Gesamt-System fungieren, jedoch auch hier nicht in gleicher Hinsicht, sondern unter verschiedenen sich ausschliessenden Hinsichten.

Zu dieser dezisionistisch-pragmatischen 'L�sung' ist zweierlei anzumerken:

a) Zur Konstruktion des Dezisionismus, der eine Liberalisierung und Ent-Ontologisierung garantieren soll, wird das hierarchische Begriffpaar Element/Menge" benutzt. Wie steht es um die beiden? Nat�rlich wiederholt sich das Spiel von Neuem: Element/Menge wird liberalisiert mithilfe des nun hierarchischen Paares Individuum/Attribut, usw.

b) Der Dezisionismus gibt an, was zu machen ist, um der Ontologisierung zu entweichen. Er sagt nicht wie dies gemacht werden kann. Es wird auf das als X fungieren" (z.B. als Individuen fungieren) bezug genommen. Wie jedoch die als-Funktion, die nicht eine pragmatizistische, sondern eine transzendental-logische Kategorie ist, funktioniert, ist aus naheliegenden Gr�nden nichts zu erfahren, w�rde sie doch zu chiastisch-zirkul�ren Denkformen f�hren, die der Allgemeinen Modelltheorie einzig die Angst vor Antinomien bescheren k�nnten.

Die genuin hierarchische Struktur der Allgemeinen Modelltheorie und all ihrer Konzepte wird ideologisch liberalisiert durch den latenten Gebrauch der chiastischen als-Funktion der transzendental-dialektischen Logik.

Der wissenschaftstheoretisch �bergang von Entit�ten und Substanzen mit ihren Attributen und Pr�dikaten zu Prozessen und Aktionen bzw. Handlungen bleibt auf der halben Strecke stecken, wenn zu ihrer Explikation und Formalisierung die klassische - seien es die semantisch-ontologischen oder die konstruktivistisch dialogischen - Pr�dikatenlogik das einzige Instrumentarium und Framework bleibt.

Dieses allgemeine Modellierungskonzept wird nun auf rationale Gruppen von Individuen mithilfe spieltheoretischer Konzepte verallgemeinernd �bertragen.

2 Iterationen, Selbstbez�glichkeit und Meta-programmierung

Als ein klassisches Beispiel f�r modelltheoretisches Argumentieren f�ge ich eine Diskussion der g�ngigen konstruktivistischen oder auch postmodernen Konzeption der Kommunikationstheorie bzgl. der Debatte um Relativismus und Solipsimus bei.

A map is not the territory it represents, but if correct, it has a similar structure to the territory, which accounts for its usefullness. If the map could be ideally correct, it would incloude, in a reduced scale, the map of the map; the map of the map, of the map; and so on, endlessly, ... If we reflect upon our languages, we find that at best they must be considered only as maps. A word is not the object it represents; and language exhibit also this particular self-reflexiveness, that we can analyze languages by linguistic means. This self-reflexiveness of language introduces serious complexities, which con only be solved by the theory of multiordinality... The disregard of these complexities is tragically disastrous in daily life and science." Alfred Korzybski, Science and Sanity - An introduction to Non-Aristotelian Systems and General Semantics, 4th Ed., 1958, p. 58

Die Iterativit�t und Selbstbez�glichkeit der Modellierungsrelation - this self-reflexiveness - wird im allgemeinen nicht aufgenommen. Das Zitat wird sehr begrenzt rezipiert, daf�r wird das Teilzitat um so inflation�rer gebraucht.

Denn die Iterativit�t und Selbstreferentialit�t bezieht sich nicht auf die Modellierung der Realit�t, sondern auf die Struktur der Modellierungsoperation selbst und insbesondere auf das Subjekt der Modellierung.

Paradoxie der pragmatizistischen Modellauffassung: Jeder hat sein Modell der Welt." Der Status dieser Aussage ist noch nicht reflektiert. F�r wen gilt sie, f�r wen ist sie wahr? Obwohl es im allgemeinen kein Modell des Subjekts, des Ich gibt, soll die Aussage nicht etwas �ber die Welt, sondern �ber die Subjekte aussagen, n�mlich, da� sie alle ein Modell der Welt haben. Die Aussage lautet nicht: die Welt ist das, als was sie durch sie modelliert wird, sondern jeder und jede hat sein bzw. ihr Modell der Welt. Was auch immer die Welt sein mag, jeder hat sein Modell der Welt.

Ich sage also, jeder hat sein Modell der Welt. Oder: Ich sage, alle haben ihr Modell der Welt. Wenn jedoch alle ihr Modell der Welt haben, dann gilt dies auch f�r jeden Einzelnen, also auch f�r mich, denn ich bin einer von allen. Also habe ich a) ein Modell der Welt und b) in diesem meinem Modell der Welt sind alle und auch ich eingeschlossen, die ein Modell der Welt haben.

Somit ist mein Modell der Welt, nachdem alle ihr Modell der Welt haben auch nur ein Modell der Welt und kann den anderen Modellen gegen�ber keinen ausgezeichneten Wahrheitsanspruch erheben. Es ist auch nur mein subjektiv-pragmatisches Modell der Welt, nachdem alle ihr Modell der Welt haben. D.h., die Aussage Jeder hat sein Modell der Welt." gilt nicht, sie ist falsch.

G�ltig ist die Aussage nur f�r mich. Ich sage, alle haben ihr Modell der Welt. Es ist meine Fiktion zu sagen Jeder hat sein Modell der Welt.". Also ist der Satz g�ltig, d.h. wahr (f�r mich), wenn er f�r sich nicht gilt, d.h. wenn er falsch ist.

Ich kann gar nicht wissen, was die anderen haben. Ob sie �berhaupt ein Modell der Welt haben, ob sie �berhaupt eine Welt haben und ob sie selbst �berhaupt existieren und nicht vielmehr blo� einer Fiktion meiner Modellierung der, d.h. meiner Welt, entspringen.

Umgekehrt: wenn es zutrifft, da� jeder sein Modell der Welt hat, dann kann es keinen ausgezeichneten Satz geben, keinen Meta-Standpunkt von dem aus dies als wahr behauptet werden kann. Also gilt der Satz Jeder hat sein Modell der Welt." auch dann nicht, wenn f�r die Annahme, da� er gilt, optiert wird.

The infinite tower of reflection

Computational reflection has its origins in Brian Smith's work at Stanford and Xerox PARC. The first system built around this notion was the programming language 3-Lisp, which had reflective access to its own interpreter structures. 3-Lisp was written in 3-Lisp, so its interpreter also had access to the internal structures of its interpreters, leading to the idea of an infinite tower of reflective processors. Fortunately, there's a finite implementation."

3 DIAGRAMMATIK der vier Weltmodelle
Diagramm 72

Weltmodell I: Eine Welt und eine Logik

Es ist in diesem Grundmodell von Welt, d.h. Realit�t und Rationalit�t bzw. Logik zu unterscheiden:

So: transzendentales Subjekt, das Ich an sich, die ideale Logik, die allgemeing�ltige Rationalit�t, das �ber-Filter, das dem empirischen Subjekt nicht zug�nglich, d.h. verdeckt ist.

Oo: transzendentales Objekt, das Ding an sich, die Wirklichkeit als Realit�t, die nichterfahrbar ist, das was dem Subjekt verborgen bleibt.

Si: empirisches Subjekt mit seinen Filtern, seiner Logik und seinem Wahrnehmungs-System, verwirklichte, gelebte, realisierte Rationalit�t vs. ideale Rationalit�t

Oi: empirische Wirklichkeit des empirischen Subjekts, das was f�r es wirklich ist, mein Modell der Welt", Lebenswelt, Wirklichkeit im Gegensatz zur objektiven Realit�t.

3.1 Weltmodell I: Eine Logik/Eine Welt

Klassische Intersubjektivit�t bzgl. der verschiedenen empirischen Subjekte Si und Interobjektivit�t bzgl. der verschiedenen empirischen Modelle bzw. Weltansichten (Allgemeing�ltigkeit) Oi ist garantiert durch das transzendentale Subjekt (Ich an sich, Ichpol, Rationalit�t) So und dem transzendentalen Objekt (Ding an sich, Realit�t) Oo. Die empirischen Subjekte gehen davon aus, da� es eine allgemeine Sichtweise auf die Realit�t gibt und da� die subjektiven Perspektivierungen irrelevant f�r ihren Wahrheitsbegriff sind.

Zur Heuristik:

Wenn jemand sagt, es schneit", dann ist es unter normalen allt�glichen Bedingungen kein Problem zu entscheiden, ob diese Aussage zutrifft, also wahr ist oder nicht. Gewi� lassen sich lange Diskussionen anschliessen, ob es stark oder weniger stark oder kaum oder gerade nicht mehr oder fast nicht oder m�chtig oder gar wahnsinnig schneit. Ebenso, ob der Schnee trocken, na� oder pulverig usw. ist. Irgendwann wird man zu einem Ergebnis kommen, obwohl es m�glich w�re, die empirische Aussage Es schneit." weiter zu pr�zisieren und entsprechend weiter zu verifizieren.

Sagt dagegen jemand, ohne sich aus der angenehmen Situation in der H�ngematte erheben zu m�ssen, einfach in den Raum Es schneit oder es schneit nicht.", dann wird er sich wohl kaum um Verifikationen bem�hen m�ssen, um seine Aussage als wahr zu reklamieren. Ja, er wird sogar, ohne jegliche Anstrengung einer empirischen Pr�zisierung und Verifikation, beanspruchen k�nnen, da� seine Aussage immer wahr ist, egal was da draussen in der Welt los ist und wer diese Aussage sonst noch auf diesem Globus �ussern mag. Er wird sogar weitergehen k�nnen und behaupten, da� es sogar egal ist was er inhaltlich empirisch aussagt. Statt Es schneit oder es schneit nicht.", k�nne er ebenso gut jede andere Aussage verwenden und dies sogar abk�rzen und an Stelle einer Aussage eine Variable f�r Aussagen nehmen z.B. A und sagen: A oder nicht A." Und diese Aussage ist unabh�ngig davon was A bedeutet immer wahr.

Dualit�t

In einem monokontexturalen Weltbild gilt auf der meta-theoretischen Ebene der Satz der Dualit�t bzw. das Prinzip der Dualit�t. Dies gilt nicht nur f�r die Logik und mathematische Theorien (s. insb. Rautenberg), sondern auch f�r die Systemtheorie und die Kybernetik.

Es gilt folgende Beobachtung festzuhalten. Obwohl Gotthard G�nther in seinen philosophisch-logischen Arbeiten, auch am BCL, immer wieder auf die Bedeutung der Dualit�tsprinzips hingewiesen und diese sogar f�r seine geschichtsphilosophischen Untersuchungen eingesetzt hat, ist in der BCL-Literatur, sei es zur first order oder zur second order cybernetics, nichts �ber die Bedeutung der Dualit�t kybernetisch-systemtheoretischer Begrifflichkeiten zu lesen. s. Dagegen Gresniewski. G�nther hat wohl mehr auf die Dualit�t als auf die Unentscheidbarkeit gesetzt.

3.2 Weltmodell II: Viele Welten/Eine Logik

Perspektivismus. Jeder sieht die Welt von verschiedenem Standpunkt aus und benutzt dabei die gleiche Logik. Es wird daher zwischen einer Vielheit von Wirklichkeiten und einer einzigen unerkennbaren Realit�t unterschieden. So als letzte Instanz der Rationalit�t wird verdr�ngt, die Vermittlung zwischen den Si wird nicht vollzogen. Die letztendliche G�ltigkeit logisch-mathematischer Gesetzm�ssigkeiten wird stillschweigend akzeptiert. Der Mechanismus des Wechsels von einer Perspektivierung zur andern wird nicht thematisiert.

Daher handelt es sich dabei um einen Relativismus, der gegenw�rtig in den Positionen des radikalen Konstruktivismus, des Postmodernismus und des Dekonstruktivismus zu finden ist. So wird in diesen Tendenzen des Denkens der ganze Bereich der Formalwissenschaften (Logik, Arithmetik, Semiotik) tabuisiert und als unhinterfragbar akzeptiert.

Heuristik: Hier hat jeder sein Modell der Welt und alles was er wissen mu� ist, ob seine Fiktionen n�tzlich sind oder nicht. Nach einem Kriterium der N�tzlichkeit sollte man aber besser nicht fragen, weil dann sein ganzes relativistisches und utilitaristisches Gebilde zu Gunsten eines klassischen Menschenbildes mit allen seinen onto-theologischen Attributen re-etabliert wird.

M.a.W., wenn das tool funktioniert ist es gut, wenn nicht, nimm ein anderes. Frage nicht, wer die tools in die tool box gelegt hat und mit welcher Argumentation die G�te des tools charakterisiert werden m��te. Die N�tzlichkeit wird zu einem Meta-Wert erhoben. Das System bedient sich einer Metastufe in der ein verallgemeinerter Begriff der N�tzlichkeit gilt. Wird jetzt gefragt n�tzlich wozu? N�tzlich f�r wen?" Wird im Regelfall ein neuer Wert angegeben z.B. meine Gesundheit". Dabei wird die N�tzlichkeit dieses Wertes in diesem Kontext aber schon vorausgesetzt. Damit wird eine zirkul�re bzw. iterative Figur in Gang gesetzt. Wie f�hrt die Frage nach der N�tzlichkeit des tools, bzw. nach der N�tzlichkeit der N�tzlichkeit automatisch zur Wiederbelebung des klassischen Menschbildes? Wird dieser Vorgang des Fragens zu Ende gedacht, gelangen wir zu den abendl�ndischen Werten des Guten, Wahren und Sch�nen. Womit das klassischen Menschbild, das in diesem Modell der Welt verlassen werden sollte, durch die Hintert�r wieder eingef�hrt wird.

Asymmetrien in der Negation und Dualit�t

Diagramm 73 Weltmodell II:

Viele Welten und eine Logik
3.3 Weltmodell III: Eine Welt/Viele Logiken

Die Welt wird vielf�ltig erfahren und mithilfe mehrerer Logiken, die zu einer komplexen Produktlogik zusammengefa�t werden k�nnen, abgebildet.

In diesem Modell werden Wirklichkeit und Realit�t gleichgesetzt. Diese Wirklichkeit wird aber mit verschiedenen Logiken abgebildet. D.h. jedes Subjekt hat eine eigene Logik. Insofern erm�glicht dieses Modell Vielheit und Multiperspektivit�t, jedoch nicht die Vermittlung zwischen den verschiedenen Subjekten. Latent bleibt die Realit�t, die die Kommunikation zwischen den verschiedenen Logiken und Perspektiven erm�glicht. D.h. die einzelnen Logiken garantieren f�r sich Vielheit der Wirklichkeiten, Modelle, werden aber zu einer einheitlichen Produktlogik, die keine Vermittlung leistet, zusammengefa�t.

Die aus dem klassischen Modell vererbten Fragen nach der Intersubjektivit�t und Allgemeing�ltigkeit m�ssen hier entsprechend neu beantwortet werden.

Wie interagieren, kommunizieren, kooperieren usw. Subjekte, Agenten, Maschinen, Systeme, Menschen in dem Weltmodell III miteinander?

Diagramm 74

Weltmodell III: Eine Welt und viele Logiken

3.4 Weltmodell IV: Viele Logiken/Viele Welten in einem Spiel
3.4.1 Destruktion und Negation

Das transzendentale Signifikat wir negiert, verworfen, rejiziert, abgelehnt. Es gibt kein absolutes Subjekt und es gibt kein absolutes Objekt, ihre Existenz wird geleugnet. Es gibt kein So und es gibt kein Oo. Nichts in der Welt ist ein transzendentales Subjekt oder ein transzendentales Objekt. Es gibt weder ein transzendentales Subjekt noch ein transzendentales Objekt.

In dieser Form der blo�en Negation entsteht ein kruder Empirismus, Relativismus und Subjektivismus bzw. Solipsismus ohne die M�glichkeit einer verbindlichen Vermittlung und Kommunikation. Zu sagen, es gibt nicht, es gibt kein, usw. benutzt metasprachlich als Operator die Negation, die aus dem negierten Weltmodell stammt. Auf der Metaebene wiederholen sich die Strukturen des negierten Weltmodells als Reflex der geborgten Operativit�t. Hier zeigt sich und wiederholt sich das Dilemma des radikalen Kritizismus: um konsequent und effektiv zu kritisieren, und um der Kritik Geltung zu verschaffen, mu� ein Minimum an klassischer Logik in Anspruch genommen werden.

Entsprechend: Wenn alles blo� ein Modell der Welt ist, dann ist das in Anspruch genommene Modell der Welt, da� alles ein Modell sei, selbst blo� ein Modell der Welt, das jedoch als das Modell der Modelle der Welt ausgegeben wir. Damit ist es in sich widerspr�chlich. Dies ist in dieser Konzeption nicht zul�ssig, da sie keine eigene Logik, etwa eine Logik der Widerspr�che, entwickelt hat.

Vergl. hierzu die Parakonsistente Logiken.

Diagramm 75

Destruktion und Negation
3.4.2 Dissemination

Das Ich in den Kalk�l hineinnehmen." (G�nther 1937)

Die Hineinnahme, Domestikation, Verweltlichung des transzendentalen Subjekts und seines Objekts ist gleichbedeutend mit seiner Annahme im Endlichen mit der Konsequenz, da� die Einzigkeit des Transzendentalen �ber verschiedene innerweltliche Orte distribuiert, disseminiert, d.h. vermasst wird. Es gibt viele transzendentale Subjekte und Objekte, Signifikate und Signifikanten. Jedes innerweltliche Si und Oi kann ein ausgezeichnetes sein. Jedes Weltdatum ist sowohl transzendentales Signifikat als auch transzendentales Objekt. Wenn alles alles ist, entstehen Kommunikationsprobleme wegen fehlender Unterscheidungsm�glichkeiten.

Komplexe Formen der Dualisierung und Ent-Dualisierung

Diagramm 76

Dissemination

Im Modell der Verwerfung (Rejektion) und der Vermassung (Dissemination) des transzendentalen Signifikats bzw. des Signifikanten geht es immer noch um das Was der Verwerfung oder Vermassung, n�mlich um das So und das Oo, und nicht um das Wie der Funktionsweise der Dekonstruktion. In der Pro�mik geht es um das Wie, d.h. um die exakte Charakterisierung der Mechanik der Kommunikation ohne transzendentales Signifikat und ohne transzendentalen Signifikanten. Die Pro�mik l��t sich als Chiasmus von Dissemination und Rejektion verstehen.

3.4.3 Chiasmus zwischen (Oi, Oj, Si, Sj) im Weltmodell IV

Interaktion in Weltmodell IV als Chiasmus bzw. Wechselspiel der Bestimmungen (Oi, Oj, Si, Sj).

Diagramm 77

Bushita Bosonets Mindmaps des Frameworks der vier Weltmodelle, Gresgen 1998



www.XXXXX.CH und Mindmap Website:





Diagramm 78

Framework der Weltmodell im Kontext der Logikforme



ThinkArt Lab

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