mit Klaus Grochowiak und Rudolf Kaehr
1. Was ist unter PKL zu verstehen?
Interviewer: Soweit ich informiert bin, erhebt die Polykontexturale Logik Gotthard G�nthers den Anspruch eine neue, nicht-aristotelische Logik zu sein. NLP ist ja auch Alfred Korzybski verpflichtet, etwa in seinem Sprachverst�ndnis. Wer kennt nicht The map is not the territory.? Korzybski hat schon sehr fr�h, die Idee einer `non-aristotelian Logic' entwickelt. Gibt es da Zusammenh�nge?
Klaus: Es gibt gewi� Gemeinsamkeiten, wenn auch keine gegenseitige Kenntnisnahme. Beide waren Emigranten in den USA, beide haben an einer non-aristotelischen Logik und Weltauffassung gearbeitet und beide sind nur wenig rezipiert worden. Es mu� gesehen werden, da� NLP nur sehr wenig von Korzybski aufgenommen hat. Und dies allein hat schon enorme Folgen gehabt.
Rudolf: Korzybski hat allerdings sein Ziel, eine non-aristotelische Logik zu entwickeln, die sich mit der Operativit�t der klassischen Logik messen k�nnte, nicht wirklich verfolgt. Das wiederum war das erkl�rte Lebensziel des Philosophen und Kybernetikers Gotthard G�nther. Seine Polykontexturale Logik (PKL) erhebt nicht nur den Anspruch auf Operativit�t, sondern ist auch weitgehend formalisiert worden.
Interviewer: Ist das aber nicht doch eher eine Theorie, die in die Mathematik und zur Informatik geh�rt als in eine so sehr auf Praxis bezogene Therapieform wie es NLP ist? Worum geht es und wozu k�nnte die Polykontexturale Logik f�r NLP wichtig sein?
Rudolf: PKL liefert eine radikal neue operationale und daher praxisrelevante Theorie der Subjektivit�t, die �ber alle bekannten philosophischen, psychologischen und kybernetischen Ans�tze hinausf�hrt. Dies kann hier gewi� nicht ausgef�hrt werden. Der wichtigste Punkt in unserem Zusammenhang scheint folgender zu sein. �berall geht es um die Rettung von Subjektivit�t, das Ich soll nicht verdinglicht und manipulierbar gemacht werden, es soll sich entfalten k�nnen. Doch fragt man genauer nach und dies ist f�r eine praxisbezogene Arbeit sehr wichtig, was das Ich, die Subjektivit�t, die nicht verdinglicht werden soll denn eigentlich sei, dann erh�lt man Antworten, die nahezu restlos sich in verdinglichenden Beschreibung und emphatischen Erhebungen ersch�pfen. Hier kann die Polykontexturalit�tstheorie nicht nur Vieles kl�ren, sondern auch eine neue Sichtweise und Theorie anbieten.
Den Erkennenden kann man nicht erkennen.?
Die PKL l��t sich direkt als eine transklassische Kommunikationstheorie verstehen. Von allem Anfang an geht es ihr darum, die Kommunikation zwischen Ich, Du und Welt zu explizieren und zu formalisieren.
Die Verdinglichung ist nicht zu vermeiden, wenn zur Bestimmung der Subjektivit�t die klassische Logik ins Spiel kommt. Und solange wir einigerma�en rational und intersubjektiv verst�ndlich bleiben wollen, k�nnen wir gar nicht umhin einigerma�en logisch zu argumentieren und einsichtig zu handeln. Die Verdinglichung geschieht in der Logik automatisch dadurch, da� sie ihr Objekt identifizieren mu�. Das Objekt existiert oder es existiert nicht, es hat die und die Eigenschaft oder es hat sie nicht tertium non datur.
Das Ich tritt in der Logik nicht auf, weil es die Voraussetzung der Logik ist. D.h. unsere Logik, die immerhin die Grundform unserer Rationalit�t bestimmt, ist eine Theorie ohne ein Subjekt, das denkt oder spricht. Die Logik macht formale Aussagen �ber Objekte, also wird das Subjekt, wird es zum Thema formalen Aussagens zum Objekt des Aussagens und bleibt als Metasubjekt ausserhalb des Satzsystems. Das Subjekt ist, so Schopenhauer, dasjenige, was Alles erkennt und von Keinem erkannt wird. Oder wie die Upanishaden lehren Den Erkennenden kann man nicht erkennen..
Interviewer: Diese Situation ist doch bekannt. Hat nicht jede Dialektik - etwa die Frankfurter Schule - immer wieder darauf hingewiesen und gegen Verdinglichung angek�mpft?
Klaus: Gewi�. Von philosophischer Seite ist Vieles gekl�rt worden, au�er leider was denn Dialektik sein soll. D.h. es ist nie gelungen ein praxisrelevantes Werkzeug daraus zu entwickeln. In einer �hnlichen Situation befindet sich ja auch die systemische und organismische Therapie.
Interviewer: Warum eigentlich nicht?
Rudolf: Ganz einfach deswegen nicht, weil angenommen wurde - und dies nicht ganz zu unrecht, da� jede Formalisierung und Operativierung die Dialektik �hnlich wie die Logik verdinglichen m��te. Doch diese auf Hegel zur�ckgehende Annahme ist falsch.
Interviewer: Woher stammt die PKL, wo ist sie entstanden, welche Erfahrung stehen dahinter?
Rudolf: Im deutschsprachigen Raum ist die Kybernetik eine technische Wissenschaft der informationellen Steuerung und Regelung von Systemen in Absehung der Aktivit�t des Designers. Die amerikanische Second Order Cybernetics aber auch die ehem. sowjetische unterscheidet sich radikal von dieser dadurch, da� sie eine Reflexion auf die logisch-strukturellen Grundlagen einer Einbeziehung des Designers in die Beschreibung von lebenden Systemen in Gang gesetzt hat.
Diese Arbeiten wurden in den sechziger und siebziger Jahren am Biological Computer Laboratory (BCL) der Universit�t von Illinois in Urbana, USA, 1956-1974 unter der Leitung Heinz von Foersters geleistet und haben einen Paradigma-Wechsel in der allgemeinen kybernetischen System- und Strukturtheorie eingeleitet, der erst heute seine vollen Auswirkungen zeitigt.
Gemeinsam am BCL sind entstanden: die Second order Cybernetics (Heinz von Foerster, Lars L�fgren, Gordon Pask), die Theorie autopoietischer Systeme (H. Maturana, F. Varela) und auch die Theorie polykontexturaler Systeme (Gotthard G�nther).
Die Grunderfahrung war die folgende, Warren McCulloch, Neurophysiologe und Begr�nder der Kybernetik, kam zur Einsicht, da� der Sprachrahmen, in dem Fragen gestellt werden konnten, ersch�pft war. Nachdem er mit Walter Pitts die Logifizierung des Nervensystems leistete und damit die Kybernetik einleitete, mu�te er erfahren, da� die klassische Logik kein Fundament f�r seine Forschungen abgab. Es begann die Suche und Entwicklung neuer Logikans�tze. In diesem Zusammenhang ist McCulloch dem Philosophen Gotthard G�nther begegnet und hat ihn an das BCL nach Urbana vermittelt.
Interviewer: Wie grenzt ihr euch ab zu anderen Tendenzen? Es scheint doch eine gewisse Verwandtschaft zur Autopoiesetheorie (Maturana, Varela), zum Calculus of Indication, wie er z.B. in der systemischen Familientherapie der Heidelberger Schule eingesetzt wird, wie auch zur Rekursionstheorie von Foersters u.a. zu bestehen.
Konstruktivismus und die Theorie autopoietischer Systeme
Rudolf: Konstruktivismus und Autopoiesetheorie haben beide viel zur Kl�rung der Standpunktabh�ngigkeit unseres Wissens geleistet indem sie die Systemtheorie um eine Theorie des Beobachters erg�nzt haben. Es ist jedoch nicht grunds�tzlich gelungen, den durch die Einf�hrung des Beobachters induzierten Solipsismus- und Relativismusverdacht zu entkr�ften. Der Hauptgrund f�r diesen Mangel besteht darin, da� es dem Konstruktivismus und verwandten Theorien nicht gelungen ist, den Beobachter selbst zu relativieren. Die Beobachtertheorie geht formal von einem einzigen Beobachter aus. Dieser eine Beobachter l��t sich zwar in seinen Beobachtungsfunktionen iterieren indem er Beobachtungen von Beobachtungen usw. generiert. Doch die Beobachter zweiter, dritter usw. Stufe folgen einander sukzessiv, sie sind nicht zugleich als Beobachter gleicher Stufe in Aktion. Nur wenn mindestens zwei Beobachter gleichwertig bzw. gleichurspr�nglich simultan und parallel agieren, haben sie die M�glichkeit die Relativit�t ihrer jeweiligen Standpunkte gegenseitig zu reflektieren.
Klaus: Da� diese Struktur in jeder Paartherapie auftaucht, versteht sich von selbst. Analog ist die Situation auch beim Konzept des Triple-Description (Position 1,2,3). Bekanntlich geht NLP, auch wenn dies nicht immer bewu�t ist, in seinem Kommunikationsmodell von der Irreduzibilit�t der Ich/Du-Beziehung aus. Denn nur so kann der Andere als gleichwertiger Partner anerkannt werden. Oder wie beim triple description unendliche Rekursionen vermieden werden.
Rudolf: Gewi�. Doch damit ist noch lange nicht erkl�rt, wie diese Irreduzibilit�t zu verstehen ist und wie sie in der Praxis funktioniert. Ohne ein solches Verst�ndnis wird die Differenz zwischen Du und Ich nivelliert auf die Anerkennung des Anderen als Ich und eben nicht als Du. Wenn der Andere ein Ich ist wie ich, dann ist der Unterschied aufgehoben und seine spezifische Autonomie geleugnet. Der Andere ist f�r sich ein Ich, nicht jedoch f�r mich; f�r mich ist er ein Du. Einzig die Anerkennung des alter ego als Du erm�glicht die gegenseitige Ent-deckung des blinden Flecks des jeweils Anderen.
2. PKL + NLP
Interviewer: Warum besch�ftigt ihr euch mit der Logik und gar einer transklassischen Logik? Was ist der Anspruch eures Versuchs, ist er nicht zu akademisch?
Klaus: Es gibt gemeinsame Thematiken: Selbst-Thematisierung, Ent-Ontologisierung, Ent-Nominalisierung. Die Problematik der Paradoxien, Antinomien, Rekursionen, Zirkularit�ten aber auch der Multi-Perspektivismus, die Komplexit�t, die operationale Geschlossenheit psychischer und sozialer Systeme. Dies alles sind Themen, die �berschneidungen und Anschlu�m�glichkeiten aufweisen.
Interviewer: Wie grenzen sich diese PKL-Konzepte ab von anderen Formulierungen; k�nnt ihr ein Beispiel geben?
Zirkularit�t vs. Chiasmus.
Rudolf: Alle bekannten Ans�tze zur Bestimmung von Subjektivit�t verwickeln sich in zirkul�re Figuren. Dies gilt selbstverst�ndlich auch f�r Teil/Ganzes-Modelle oder Multi-Mind-Konzepte. Bei dem Selbstbezug wird Identit�t der Relationsglieder postuliert etwas bezieht sich auf sich selbst. Die Zirkularit�t wird etwa als Uroboros-Figur, als re-entry oder als self-cross modelliert. Eine chiastische Modellierung geht davon aus, da� sich der Selbstbezug nicht im Modus der Identit�t/Diversit�t vollzieht, sondern durch die Unterscheidung von Selbigkeit/Gleichheit/Verschiedenheit �ber mehrere Kontexturen verteilt und vermittelt wird, so da� die Zirkularit�t aufrechterhalten werden kann ohne da� Widerspr�che und Antinomien entstehen.
Klaus: Bekanntlich gibt es durchaus auch Kritik an NLP. So wird gerade von klassischen humanistischen Schulen darauf hingewiesen, da� die Programmierungsmetapher in der Praxis verdinglichend wirkt und zumindest zu Mi�verst�ndnissen und Trivialisierungen f�hrt, andererseits wird von akademischer Seite auch die fehlende Wissenschaftlichkeit von NLP kritisiert.
Kybernetik: Erbe und Belastung
Klaus: Bandler und Grinder haben sich bei der Entwicklung des NLP ausgiebig kybernetischer, systemtheoretischer und linguistischer Methoden bedient. Heute stellt es sich heraus, da� sie damit auch wesentliche Grundannahmen �bernommen haben, die sich einer Weiterentwicklung des NLP in den Weg stellen. Die Kybernetik auf die sich die Begr�nder des NLP beziehen konnten, wir heute historisch als Kybernetik erster Ordnung verstanden.
Rudolf: In der Zwischenzeit ist eine fundamentale Selbstreflexion der Kybernetik, eine Kybernetik der Kybernetik, vollzogen worden, da die Erfahrung gemacht wurde, da� die alten Konzepte f�r eine Konzeptionalisierung und Implementierung von Subjektivit�t nicht ausreichen.
Klaus: Der Wechsel von der klassischen Kybernetik zur Kybernetik zweiter Ordnung fehlt in der NLP-Theorienbildung wie auch im Bestreben neue Methoden einzusetzen. Hier ist eine grosse Rezeptionsl�cke, die nicht nur im Interesse einer Verwissenschaftlichung von NLP, sondern auch f�r eine Bereicherung der Methodik zu schlie�en ist.
Rudolf: Unser Projekt besteht daher darin, NLP mit den neuesten Forschungen kurz zu schlie�en und dies gem�� dem Neuro-Linguistisches Programmieren einmal mit
a) den Entwicklungen in der Neurobiologie und Neurokybernetik, insb. der Autopoiesetheorie,
b) der Linguistik, insb. ist der bergang von der Chomsky-Linguistik zur nach-chomskyanischen Linguistik nachzuvollziehen und f�r NLP fruchtbar zu machen und
c) der Programmierung, hier ist NLP an das Gesellschaftsmodell etwa der objektorientierten Programmierung anzupassen.
Interviewer: K�nnt ihr die einzelnen Punkte kurz erl�utern?
Rudolf: Man kann sagen, da� alle drei Punkte eng mit dem bergang von einem monolitischen und hierarchischen zu einem dezentralistischen, vernetzten und heterarchischen Modell verbunden sind. Dies hat enorme Konsequenzen f�r die therapeutische Modellbildung.
You have put it in a nutshell.
Klaus: Es wird in NLP oft �bersehen, da� Bandler und Grinder nur einen Bruchteil der therapeutischen T�tigkeiten Erikson�s modelliert haben. Wie er selbst kommentiert You have put it in a nutshell. Dies wird deswegen �bersehen, weil die bestehenden Methoden �berraschend produktiv sind. Es sollte aber nicht verschwiegen werden, da� seither nichts wesentlich Neues mehr dazu gekommen ist und da� die avancierteren Therapeuten die bestehenden Methoden bis zu einem gewissen Grad ausgereizt haben. Ich erinnere daran, da� das Konzept der Submodalit�ten (Bandler) auf 1985, die Zeit-Linie (Grinder) auf 1988 und Dilts Glaubenssysteme auf 1990 zur�ckgehen. Wo sind die heutigen Innovationen?
Um auf die Frage zur�ckzukommen. NLP geht von einem sehr verk�rzten Sprachmodell aus. Ausgehend von der Unterscheidung von Oberfl�chen- und Tiefenstruktur nimmt NLP an, da� die eigentliche Bedeutung einer Aussage in der Tiefenstruktur verankert ist und mithilfe geeigneter Interview-Techniken zug�nglich gemacht werden kann. Was dabei erfragt wird, sind Bedeutungen, die eindeutig sind, auch wenn davon ausgegangen wird, da� jeder seine eigene Repr�sentation der Welt leistet. Ein kommunikatives Modell der Sprache mu� sich aber mit Problemen der Komplexit�t, der Ambiguit�t und der Selbstbez�glichkeit von Begriffen und Texten auseinandersetzen.
Rudolf: Es ist wichtig zu verstehen, da� die Chomsky-Grammatik ein Regelsystem darstellt, das logisch eindeutig ist. D.h. die Bedeutungen m�ssen kurz gesagt disambiguiert werden. Ambivalenzen und Selbstbez�glichkeiten m�ssen aus formalen Gr�nden ausgeschlossen werden.
Klaus: NLP geht doch davon aus, da� W�rter Repr�sentationen darstellen, die �ber die Sinne vermittelt werden. Es bleibt v�llig offen, wie und wo, auf welcher Ebene z.B. Submodalit�ten repr�sentiert werden, denn diese sind Differenzen z.B. hell/dunkel und nicht Repr�sentationen.
NLP hat nur wenige Konzepte aus der Linguistik �bernommen und bezieht sich bekanntlich fast ausschlie�lich auf den fr�hen Chomsky und auf Korzybski.
3. Ziel: Was versprecht ihr euch bei der Begegnung von NLP und PKL?
Klaus: NLP ist zur Einsicht gekommen, da� in der therapeutischen Praxis mehr und komplexeres geschieht als in der Theorie abgebildet ist. Dadurch entstehen unl�sbare Konflikte im Selbstverst�ndnis des NLP und in der Ausbildung; insb. besteht die Gefahr der Trivialisierung von NLP. Desweiteren wird NLP ein Mangel an Wissenschaftlichkeit vorgeworfen.
Unser Anspruch ist es, die theoretischen Grundlagen des NLP in praktischer Absicht zu erweitern. Es geht uns gewi� nicht um eine f�r die Praxis nebens�chliche Szientifizierung. Es sollte nicht vergessen werden, da� aus der Praxis allein keine theoretische Erweiterung folgt das Umgekehrte gilt gewi� auch. Unser Projekt will gegen Stagnation und Autorit�tsgl�ubigkeit angehen.
Solange NLP auf einem sozusagen mittleren Reflexionsniveau verharrt und blo� Formate und Handlungsrezepte einsetzt, verzichtet es zu fr�h auf eine Theoretisierung.
Es ist zu beobachten, da� die NLP-Community auf der Suche nach vereinheitlichenden Konzepten ist. Es besteht das Bed�rfnis, die heterogenen Methoden zusammenzuf�hren. Hier besteht die Gefahr der Vereinheitlichung und Dogmatisierung, da NLP selbst keine Theorie mitbringt, die Vielheit vermitteln kann. Hier ist die Polykontexturalit�tstheorie genau die Theorie, die wir suchen. Die Vielheit der Kontexturen erlaubt eine gr��tm�gliche Autonomie der einzelnen Standpunkte und Methoden und einen vermittelten Zusammenschlu�.
NLP hat eine Reihe sehr m�chtiger Methoden und Formate f�r die Kommunikation und Therapie entwickelt. Das ist unbestritten. Es fehlt jedoch eine Pragmatik, die angibt, welche Formate wann und wie zum Einsatz kommen sollen. Hier ist der Therapeut vollst�ndig auf seine Intuition angewiesen. Hier hilft ihm nur seine Erfahrung, die er in der Ausbildung und in der eigenen Praxis gemacht hat.
Wir sind der Meinung, da� sich hier mehr machen l��t. Es mu� m�glich sein, ein Pragmatik der Anwendung der Formate zu entwickeln. Damit wird die therapeutische Intuition nat�rlich nicht ersetzt, sondern freigestellt f�r komplexere konkretere Einsichten und Entscheidungsfindungen in der jeweiligen Situation. D.h. sie soll als Instanz nicht belastet werden mit Strukturen, die sehr wohl bewu�t gemacht und operationalisiert werden k�nnen. Die unbewu�te Kompetenz kann an den Kalk�l abgegeben werden.
Rudolf: M.a.W., die Kreativit�t der Intuition soll von Ritualen befreit werden.
Der blinde Fleck von NLP kann nicht innerhalb und mit den Methoden von NLP selbst ent-deckt werden. Hier ist von der PKL ein Instrumentarium zur grundlagentheoretischen Reflexion zu erwarten. Der blind Fleck er�ffnet ja nicht nur den Spielraum von Handlungsweisen, er steckt auch notwendigerweise seine Grenzen ab.
Wir k�nnen nicht sehen, da� wir nicht sehen, was wir nicht sehen.
Klaus: Der blinde Fleck des NLP ist die Tatsache, da� sich das Ich immer wieder einer Entnominalisierung entzieht und dadurch einer Verdinglichung ausgeliefert ist.
4. K�nnt ihre die Argumentation an einigen Beispielen konkretisieren
Die logischen Ebenen
Klaus: Robert Dilts hat die logical levels bekanntlich eingef�hrt, um eine hierarchische Ordnung zwischen Identit�t, Glaubenss�tzen, F�higkeiten, Verhaltensweisen und Umgebung zu etablieren. Die Identit�t hat dabei die h�chste logische Kraft und bestimmt die restlichen Systeme.
Rudolf: Die Konzeption der logische Ebenen geht auf Gregory Bateson zur�ck. Bateson hat sie in Anlehnung an die allerdings sehr viel strengere Theorie der logischen Typen von Russell/Whitehead f�r seine Lern- und Kommunikationstheorie entwickelt. Es gab mit den logical levels immer Probleme: subjektive Leistungen bewegen sich immer simultan auf mehreren Ebenen. Also, es gibt keine Kognition ohne simultane Volition, keine Wahrnehmung ohne gleichzeitige Bewegung usw. Diese gegenl�ufigen und �ber mehrere Ebenen verteilten Prozesse lassen sich typentheoretisch nicht darstellen. Genausowenig wie die chiastische Zirkularit�t, die damit verbunden ist. Die Typentheorie wurde ja gerade dazu erfunden um Zirkularit�ten jeglicher Art auszuschlie�en.
Klaus: Weil sie sehr schnell zu Antinomien und strange loops u.�. f�hren.
Rudolf: Genau. Und diese erzeugen bekanntlich Widerspr�che in formalen Systemen, die diese zerst�ren.
Klaus: Das Problem der fehlenden Zirkularit�t in den logischen Ebenen zeigt sich sehr schnell, wenn man die Spitze der Hierarchie, die Identit�t, erkl�ren will. Hier schleichen sich automatisch Nominalisierungen ein, die f�r NLP kontraproduktiv sind. Die Wer-Frage, wer bin ich?, erfragt eine nominale Antwort: ich bin der und der oder das und das.
Rudolf: Ja, was fehlt ist die Bestimmung der Identit�t mithilfe der als-Funktion, ich als der und der bin das und das. Dies erm�glicht automatisch eine Dynamisierung, d.h. Ent-Nominalisierung der Identit�t. Verlangt aber sofort nach einer nicht-hierarchischen Struktur. Solche nicht-hierarchischen, sondern nebengeordneten, d.h. heterarchischen Strukturen lassen sich in der PKL in beliebiger Operativit�t darstellen.
Klaus: Dies alles hat nat�rlich enorme Konsequenzen auch f�r den Strategiebegriff, wenn nicht-hierarchische Methoden eingebracht werden k�nnen. Strategien sind ja sequentiell, nach Input-output-Systemen konzipiert und lassen verschiedene miteinander vermittelte und daher gleichzeitig ablaufende strategische Prozesse, wie sie in psychischen und sozialen Systemen die Regel sind, nicht erfassen.
5. Wie soll das alles unterrichtet werden?
Klaus: Wir haben vor, eine Reihe von interdisziplin�ren Veranstaltungen durchzuf�hren. In Seminaren und Kursen wollen wir neue Gebiete erforschen, Ein�bungen in einen neuen Denkstil vorf�hren und neue Formate entwickeln, die die Operativit�t von NLP vertiefen und erweitern werden.
Unser erstes Seminar Polykontexturale Logik und NLP war eine Einf�hrung in die PKL bezogen nat�rlich auf NLP. Wir werden an einer Logik der Subjektivit�t arbeiten, die eine Einbeziehung des Beobachters in den Beobachtungsproze� erlaubt und uns mit den Konsequenzen f�r das Konzept des Meta-Mirrors und der Triple-Description (Rekursion vs. Heterarchie) u.a. besch�ftigen. Entsprechend haben wir uns in unserem zweiten Forschungsseminar Der Ort des Denkens im NLP mit Fragen des Ich-Designs im Sinne einer chiastischen Verortung des Ichs im Netz des Selbst besch�ftigt.
Ein weiteres Seminar Submodalit�ten the difference that makes the difference? wird sich dem Thema Submodalit�ten und den Theorien von Bandler und Woodsmall widmen. Dabei werden wir auch auf die Sprachkritik des Dekonstruktivismus (Derrida), die Unterscheidungstheorie von George Spencer Brown und auf die Kenogrammatik eingehen.
Rudolf: Solche kritische und innovative Arbeiten machen uns nat�rlich auch enormen Spa�
Klaus: und der steckt an!
6. Ausblick: was sind die weiteren Ziele und Visionen?
Klaus: Computer und NLP: Computeraided Therapy.
Entlastung der therapeutischen Intuition durch Simulation von typischen Situationen und Formaten.
Rudolf: Massenpsychologie vs. Vernetzte Kommunikation.
Nicht umsonst hat sich w�hrend des Woodstock-Revivals das Internet als der eigentliche Ort der Vermassung erwiesen. Wenn NLP sich dem Problem der Vermassung stellen will, dann kann es sich auf Dauer nicht behaupten, wenn es sich auf das Terrain archaischer Formen der Massenpsychologie und Massenhysterie begibt. Dann ist der Weg zur Scharlatanerie und Selbstdiskreditierung vorgezeichnet (siehe dazu den Artikel in MultiMind, Heft (??), 1995 �ber Toni Robbins).
NLP hat sehr wohl seri�se M�glichkeiten, sich von den Einzelsituationen zu l�sen und zwar dadurch, da� die jeweiligen Formate in einer Operativit�t formuliert sind, die sie allgemein zug�nglich machen. D.h. es m�ssen dialogf�hige Formate entwickelt werden, die jedem �ber das jeweilige Netz zug�nglich gemacht werden k�nnen.
Klaus: Ausblicke sehen wir im Human Engeneering und der �bernahme von Techniken des Virtual Reality. Hier kann die �ffentlichkeit demn�chst mit einigen �berraschungen unsererseits rechnen.
Literatur
Gotthard G�nther Beitr�ge zur Grundlegung einer operationsf�higen Dialektik., Bd. I, II, III, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1976, 1979,1980
Gotthard G�nther Das Bewusstsein der Maschinen. Eine Metaphysik der Kybernetik., Agis Verlag, Baden-Baden 1963
Rudolf Kaehr Disseminatorik: Zur Logik der `Second Order Cybernetics'. Von den `Laws of Form' zur Logik der Reflexionsform., in: Dirk Baecker (Hrg.), Kalk�l der Form, stw 1068, Suhrkamp, Frankfurt/M 1993
Rudolf Kaehr Interview in: Freistil oder Die Seinsmaschine. Mitteilung aus der Wirklichkeit von Thomas Schmidt, (Sendung 1991, WDR 3), TAG/TRAUM Film- u. Videoproduktion GmbH, Weyerstr. 88, K�ln
Kurt Klagenfurt Technologische Zivilisation und transklassische Logik. Eine Einf�hrung in die Technikphilosophie Gotthard G�nthers., stw 1166, Suhrkamp, Frankfurt/M 1995
Wyatt Woodsmall Cybernetic Epistemology., 1992
Die Autoren
Dr. Rudolf Kaehr wurde 1942 in der Schweiz geboren, studierte an der Freien Universit�t Berlin Philosophie und Mathematik, promovierte bei dem Philosophen und Grundlagenforscher der Kybernetik Gotthard G�nther in Hamburg. Von 1986 bis 1990 leitete er das Institut f�r theoretische Biowissenschaften an der Privaten Universit�t Witten/Herdecke. Lehrte an verschiedenen Universit�ten. Er ist als freier Grundlagenforscher t�tig. Forschungsprojekte, zuletzt Theorie komplexer biologischer Systeme. (Volkswagen-Stiftung). Beratert�tigkeiten mit THINK GmbH, Synapse Stuttgart, Tesof Berlin und IFF-Klagenfurt.
Klaus Grochowiak, Jahrgang 50, ist Master-Trainer der International NLP Trainer Association (INLPTA) sowie Trainer der Society of Neuro-Linguistic Programming, Bandler & Associates. Seit 10 Jahren arbeitet er als Management-Trainer f�r namhafte deutsche Unternehmen, als Therapeut und NLP-Trainer (Practitioner, Master, Trainers-Training) in freier Praxis.
Copyright 1995 Dr. Rudolf Kaehr. This material may be freely copied and reused, provided the author and source are cited
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