Sehr geehrter Herr Dr. Gunther:
Besten Dank für Ihren Brief sowie den Sonderdruck. Ich habe mich sehr gefreut von den Fortschritten zu hoeren, die Ihre Arbeit gemacht hat, insbesondere darueber dass der erste Band des neuen Buches bereits im Druck ist. Die Frage der geschichtsphilosophischen Implikationen der Kybernetik scheint mir sehr interessant und aussichtsreich zu sein und ich begruesse Ihren Entschluss, sich damit zu beschaeftigen.
Was den logischen Teil Ihrer Arbeit betrifft, so scheint mir der interessanteste und aussichtsreichste Gesicht(s)punkt der zu sein, den Sie in einer Ihrer früheren Arbeiten einnahmen.[] Sie identifizierten damals die iterierte Reflexion mit der Typentheorie und die totale Reflexion mit einer typenlosen (d. h. alle Typen in eins zusammenfassenden) Logik. Man sollte glauben, dass aus philosophischen Einsichten über das Wesen der Reflexion sich mit Notwendigkeit die richtigen Axiome einer typenlosen Logik ergeben muessten, was ein ungeheurer Fortschritt gegenueber dem heute angewendeten Verfahren des "trial and error" waere.
Es tut mir sehr leid, dass Sie Schwierigkeiten mit Ihren Augen haben, und ich wuensche Ihnen vom Herzen gute Besserung. Sehr gefreut hat es mich, zu hoeren, (dass die Bollingen Foundation) Ihnen so wohlgesinnt ist.
Ich wuensche Ihnen das beste für das kommende Jahr und verbleibe mit besten Grüssen.
P.S. Bitte entschuldigen Sie, dass ich so lange nichts von mir hoeren liess.
|2 P.S. Soeben fand ich Ihren Brief vom 1. Jan. im Institut vor. Ich danke bestens für die freundlichen Neujahrswünsche. Mein Gesundheitszustand ist nicht schlechter als sonst. Aber ich hatte, abgesehen von der Beschäftigung mit den mich interessierenden Fragen, allerhand zeitraubende Verpflichtungen u. sonstige Ablenkungen, was dann in Anbetracht meiner verminderten Arbeitskraft etwas zu viel wird. Der geschichtliche Teil Ihres Buches würde mich sehr interessieren, aber aus den angegebenen Gründen würde es mir kaum möglich sein, ihn im Laufe der nächsten Monate zu lesen.
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