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"Kurt Klagenfurt"
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In einem Selbstverst�ndnis, das sich lediglich als Erkenntnistheorie begreift, wird die �bereinstimmung von theoretischen Modell und Realit�t dadurch erzielt, da� das Modell immer mehr zu der Realit�t angeglichen wird. Das Experiment dient dazu, die Eigenschaften der Wirklichkeit zu erforschen, um die Theorie legitimieren zu k�nnen. Das ist das klassische Selbstverst�ndnis der Naturwissenschaften.
Tats�chlich also erfolgt die Anpassung von Theorie und Realit�t von zwei Seiten her. Das Modell wird nicht einfach der Realit�t angepa�t, sondern die Realit�t, die dem Modell entspricht mu� erst produziert werden. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Plane Ebenen, auf denen Kugeln rollen, existieren nur, wenn Menschen sie Produzieren. Erst wenn eine solche k�nstliche Realit�t (in der Regel mit sehr hohem Aufwand) hergestellt wird, k�nnen die im Modell errechneten Bewegungen auch beobachtet werden. Theorien und Modelle, die auf diese Weise zustande kommen, sagen nichts �ber das "Wesen" der Natur aus, sonder �ber die M�glichkeit, Realit�ten neu herzustellen. In dieser Hinsicht - bei der Schaffung neuer Realit�ten - sind die klassischen Naturwissenschaften ungeheuer erfolgreich gewesen. Darin besteht ihr Wesen.
Die neuen Wirklichkeiten, die auf diese Weise entstehen, haben andere Eigenschaften als die Welt, die wir vorgefunden haben. Die neue Welt funktioniert tats�chlich nach den Modellen der "Natur"-Wissenschaft. In einer solchen Welt der Maschinen soll die Zukunft eindeutig und berechenbar, der Zufall ausgeschaltet, die Zeit linear, der Raum homogen, das Ganze me�bar sein.
Eine Theorie, die eine solche Welt abbildet und handhabbar macht, ist eine operationale Theorie. Sie unterscheidet sich von einer nur auf Erkenntnis gerichteten Theorie durch ihren Bezug zur Wirklichkeit. Sie ist auf unmittelbare praktische Umsetzbarkeit gerichtet. Die Verleugnung des operationalen Charakters von Theorie f�hrt zu einer Selbstt�uschung. Faktisch ist sie Handlungstheorie, aktiv, praktisch; ihrem Selbstverst�ndnis nach Erkenntnistheorie, passiv, kontemplativ. Mit ihr hat sich das Subjekt, der Sch�pfer dieser Theorie, seinem Selbstverst�ndnis nach aus dem Weltzusammenhang herausgel�st und steht diesen betrachtend gegen�ber. Da es selbst in dem Bild, das es sich von der Welt mach, nicht enthalten ist, ist es notwendig blind gegen�ber der eigenen Praxis. Bei einer solchen Sichtweise hat die Beziehung der Theorie zur Wirklichkeit, zum Sein, den Charakter einer Einbahnstra�e. Es geht darum, Erkenntnisse �ber eine objektiv vorhandene Welt zu sammeln, also herauszufinden, wie die Welt "wirklich" ist. Erkenntnis und Welt stehen in einem hierarchischen Verh�ltnis: Die objektive Welt, das Sein, ist das Prim�re, der Ma�stab; die Theorie hingegen ist das Sekund�re, ist Reflex und Abbild.
Der Wirklichkeitsbezug einer operationalen Theorie ist hingegen komplexer. Die Hierarchierichtung zwischen Wirklichkeit und Theorie ist doppelsinnig. Denn eine solche Theorie beschr�nkt sich nicht auf den (im Hinblick auf das Sein) passiven Abbildungsproze�, sonder zielt auf Gestaltung und Ver�nderung des Seins. Die Theorie bestimmt ebenso das Sein, wie das Sein die Theorie bestimmt. Weil letztlich jede Theorie in irgendeiner Weise auf die Realit�t zur�ckwirkt, mu� die Funktionsweise einer operationalen Theorie genauer spezifiziert werden. Immerhin hat sich die Operationalit�t in der abendl�ndischen Theoriebildung als so m�chtig erweisen, da� sie sich weltweit gegen alle anderen Theorien und Kulturen durchsetzt, eine Weltgesellschaft konstituiert.
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