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"Kurt Klagenfurt"
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Im klassisch-logischen Rahmen orientiert sich das Denken an der urspr�nglichen Idee, da� das Objektive absolut sei. Im Verlauf des kollektiven Denk- und Erkenntnis-
prozesses n�hern sich die Subjekte immer mehr der Wahrheit des Objektiven an, damit n�hern sie sich aber auch untereinander, denn das, was objektiv wahr ist, ist auch f�r alle denkenden bzw. erkennenden Wesen gleicherma�en verbindlich. Es kann nach dieser Vorstellung nur eine Wahrheit geben, eine umfassende Kontextur. Die Aufgabe dieses Gedankens im klassisch-logischen Rahmen h�tte die Folge, da� keine logische Grundlage f�r eine intersubjektive �bereinstimmung zwischen den Menschen mehr g�be. Die Differenz zwischen internem Beobachter und dem externen Beobachter, der sich den internen zum Objekt macht, ist auf logischer Ebene dieselbe wie zwischen einem "Ich", das ein anderes Subjekt in der Form des "Du" als Objekt des Denkens besitzt. Subjektivit�t ist ein Ph�nomen, das �ber den logischen Gegensatz des "Ich als subjektivem Subjekt" und des "Du als objektiven Subjekt" verteilt ist, wobei beide ein gemeinsame vermittelnde Umwelt haben.
In der Selbstreflexivit�t wird das Ich-Subjekt sich selber als Subjektivit�t bewu�t, begegnet sich selbst als Pseudoobjekt. Das hei�, in der auf sich selbst bezogenen Reflexion erscheint das pers�nliche Ich als passives Objekt, auf das wir unsere aktive Aufmerksamkeit richten. Richtet sich der Blick des Ich-
Subjekts nun auf ein anderes Du, so findet es in dieser hetero- referentiellen Beziehung nicht blo� ein Ding vor, denn diese Kategorie trifft ausschlie�lich die Irreflexivit�t, das hei�t die unbelebte Objektsph�re, sondern begegnet erneut einer Form von Subjektivit�t. Diese Form der Subjektivit�t bleibt dem erkennenden Subjekt jedoch ausschlie�lich als Willensereignis beobachtbar und begreifbar, das hei�, als Ausdruck eines subjektiven Willens, der nicht der unsrige und f�r uns vollkommen unzug�nglich ist. Dies deshalb, weil Ich- Subjekt und Du-subjekt den Raum des gegenseitig vermittelten Mediums ihrer gemeinsamen Umwelt nur �ber die in diese Umwelt transferierbaren Akte der Handlungen und der Entscheidungen betreten, w�hrend Erkenntnisprozessen als intrasubjektive Leistungen der Kognition kategorial vom Eintritt in das Medium ausgeschlossen sind. Die innerphysischen Prozesse der Entscheidungsfindung und Motivationen beim Du sind dem Ich nicht zug�nglich. Erst die gefallene Entscheidung, die Handlung, tritt in seinen Gesichtskreis. Dem Ich tritt das Du genauso in objektivierter Form ins Denken wie der interne Beobachter. Das Verh�ltnis von subjektivem Subjekt (Ich) und objektivem Subjekt (Du) ist ein Umtauschverh�ltnis. Vollzieht man einen Perspektivenwechsel von der einen Subjektivit�t zur anderen, ist aus dem vormaligen Ich ein Du geworden und umgekehrt. Alle zuvor festgestellten logischen Eigenschaften und strukturellen Verbindungen finden sich wieder, allein mit umgekehrten Vorzeichen.
Man k�nnte das Problem, das durch das Verh�ltnis von Ich- und Du-Subjektivit�t erzeugt wird, als innerphilosophisches Problem abtun, wenn nicht eines der zentralen Ziele der KI-forschung darin best�nde, diese Subjektivit�tsfaktoren mit den Mitteln der Computertechnologie zu modellieren. Das Problem besteht darin, da� der Gegenstand der Beobachtung, die Du-Subjektivit�t, nicht einfach durch seine Eigenschaften bestimmbar ist, sondern, wie zuvor angedeutet, dar�ber hinausgehend durch seine F�higkeit charakterisiert werden mu�, selbst zum Beobachter zu werden. Das hei�t, Subjektivit�t ist nicht auf ein einzelnes Subjekt beschr�nkt, sondern verteilt sich auf viele Subjekte, die Wechselweise sowohl in der Funktion des Ich, als auch der des Du aufscheinen k�nnen. Eine solche Konstellation erscheint zun�chst als evident, spiegelt sich in ihr doch die allt�gliche Erfahrung wieder, in der Individuen einander empirisch begegnen. Sie aber f�hrt sofort zu der Frage, zumindest in ihrer klassischen skeptisch-
solipsistischen Variante, wie der Nachvollzug der Erfahrungen des Anderen, wie die Anerkennung einer anderen Subjektivit�t m�glich sei? Denn ihre gegenseitigen Bewu�tseinsr�ume und -inhalte sind ihnen ja prinzipiell unzug�nglich. Sie bleiben in der Introszendenz des Subjektiven eingeschlossen. Die Antwort Gotthard G�nthers lautet, sie sei m�glich, weil die Erfahrung des Anderen darauf beruhe, "da� das Ich in der Selbstreflexion eine Akt vollzieht, in dem es die Fremd- Reflexion (...) als fremde Selbst- Reflexion anerkennt". Diese Anerkenntnis einer anderen Subjektivt�t, die dem Ich als Du entgegentritt, ist insofern zwingend, als auch das Ich relativ zu dem Anderen als Du bestimmt wird und darin als Subjekt anerkannt und best�tigt sein will. Das hei�t, die Notwendigkeit der Anerkenntnis der Subjektivit�t des Anderen ergibt sich aus der Unm�glichkeit, sich seiner eigenen Subjektivt�t ohne diese Anerkenntnis selbst gewi� zu werden. Denn wenn "das Ich die subjektive Selbst- Gewi�heit seines Denkens nie auf das Du �bertragen kann und von dem Du dasselbe gilt, dann erstreckt sich diese Un�bertragbarkeit auch auf jenes Moment der Wahrheit, das als Erlebnisevidenz an die private Introszendenz des isolierten Subjekts angeschlossen ist". Entscheidend hierbei ist, da� die Evidenz der Selbsgewi�heit sich nicht mehr auf die cartesische Introspektion des "cogito" gr�ndet: Evidenz wird gerade nicht mehr als das unmittelbare Gewi�werden des Subjekts von sich selbst gesehen, sondern tritt stets als Vermitteltes auf. Die notwendige Vermittlung ist aber kein objektiv gegebener Gegenstand. Sie ist vielmehr ein kognitiver Akt, der aus dem Gegensatzverh�ltnis zwischen Ich und Du resultiert. Dabei mu� das Du als eigenes Thema formuliert werden. Auch wenn es aus der Perspektive des Ich innerhalb des objektiv gegeben Gegensatzbereichs auftritt, ist es f�r sich selbst ebenfalls ein Ich. Um dieser doppelten Verfa�theit des Du gerecht zu werden, m�ssen die Verh�ltnisse zwischen zwei Subjekten sowie das Verh�ltnis zwischen einem Subjekt und der gegenst�ndlichen Wirklichkeit, in die beide eingebunden sind, unterschieden werden. Damit ist die einfache Dualit�t von Subjekt und Objekt in eine Dreiheit von Subjektivem Subjekt, objektivem Subjekt und Objekt �berf�hrt.
F�r das Verh�ltnis zwischen dem subjektiven Subjekt und dem Objekt, mit dem es konfrontiert wird, gilt, da� die Identit�t des Objekts von dem Reflexionsproze� des Subjekts nicht ber�hrt wird. Es ist mit sich selbst identisch (Seinsidentit�t). Das Subjekt hingegen markiert einen reflexiven �berschu�, der zu einer Differenzierung des Identit�tsbegriff zwingt. Es mu� nicht nur zwischen der Identit�t, wie sie f�r den irreflexiblen Bereich des Seins als Seinsidentit�t bestimmt wird, und der Identit�t des Subjektes unterschieden werden, sondern auch zwischen einer Ich- und einer Du-Subjektivit�t. "Damit f�llt die urspr�ngliche Metaphysische Subjekt-
Identit�t fort. An ihre Stelle treten die drei Identit�tsprinzipien, die wir als:
- Seinsidentit�t
- Reflexionsidentit�t
- Transzendentalidentit�t
bezeichnen wollen". Auf diesen Sachverhalt hatten wir weiter oben bereits hingwiesen.
In dem Akt, in dem sich das Ich vom blo�en Objekt absetzt, um dieses als das Andere, das Fremde au�erhalb seiner zu begreifen, wendet sich die Reflexion nach innen. Die daraus resultierende Reflexionsidentit�t kann man als reine Innerlichkeit verstehen, aus der jedes Objekt ausgeschlossen ist. "Sie stellt das Subjekt dar, das in seiner eigenen Reflexion selbstbeschlossen ruht.".
Da auch jedem Du diese Reflexionsidentit�t zukommt und dies aus der Perspektive des Ich gesehen werden kann, versteht Gotthard G�nther das Bild des Du als das Bild des Ichs, das aus dem Verh�ltnis zwischen objektivem Subjekt und Objekt entwickelt wird. Da das Du innerhalb der Gegenstandswelt des ich auftaucht und zugleich als Subjekt anerkannt wird, stellt es die Identit�t von Subjekt und Objekt dar - jene dritte Identit�tskomponente, Gotthard G�nther Transzendentalidentit�t nennt.
Innerhalb der klassischen formalen Logik kann das Du nicht als eigenes Thema behandelt werden, vielmehr wird vom Unterschied zwischen Ich und Du zugunsten eines universalen Subjekts abstrahiert, das alle Subjekte umfa�t. Dieses stellt gleichzietig die absolute Identit�t von Subjekt und Objekt dar, ohne den Reflexionsproze� als solchen einzubeziehen. Die von G�nther geforderte Differenzierung der metaphysischen Seinsidentit�t kann erst zwischen Subjekt und Objekt eine dritte Komponente einf�hrt, den reflexiven Proze�, der einer reflexionsthematischen Formulierung des Du-Problems entspricht.
Ich- und Du-Subjekt treten einander praktisch gegen�ber, als Handelnde. Du-
Subjektivit�t ist dem erkennenden Subjekt ausschlie�lich als Willens�u�erung erkennbar. Die ihre zugrundeliegenden innerpsychischen Prozesse der Kognition, Motivation und Entscheidungsfindung sind dem Ich nicht zug�nglich. Das gleiche gilt aus der Sicht des Du. Beide stehen in einem Umtauschverh�ltnis zueinander. Entscheidend f�r die Positionierung ist die Perspektive, die der jeweilige Beobachter einnimmt, die Relation, in der beide, Beobachter und Handelnder, zueinander stehen. Dieses Wechselspiel ist f�r jedes Subjekt kennzeichnend. In der klassischen Sicht wird die Wahrheit durch das Sein definiert, welches von dem Subjekt kontemplativ aufgenommen wird. Auf der anderen Seite bleibt das Subjekt keineswegs stehen bei der Betrachtung der Welt, sondern handelt, ist Teil der Welt und ver�ndert diese, schafft sich seine Wahrheit selbst. In der klassischen Weise kann sich das Subjekt im objektiven Sein lediglich spiegeln, es kann sich dabei aber nicht als t�tiges Subjekt erfahren, das Abbilder produziert. Der Proze� der Abbildproduktion kann nicht in gleicher Weise beschrieben werden, wie objektiv gegebene Gegenst�nde. Dies w�rde gerade das Proze�hafte ausl�schen, w�rde nur Zust�nde beschreiben. Das Subjektive als Proze�, als Handlung, kann in der klassischen Logik nicht modelliert werden, das Subjekt erscheint stets als Pseudoobjekt. Hieraus resultiert die Unendlichkeit der Metaebenen, weil jeder Versuch, in einem weiteren Schritt dem Subjekt n�her zu kommen, wieder in einer Verobjektivierung des Subjekts m�ndet, von der sich das Subjekt wiederum distanziert.
G�nther sieht das Charakteristische der Subjektivit�t gerade darin, da� das Subjekt Entscheidungen trifft, handelt, in einer Weise, die f�r ein anderes Subjekt nicht berechenbar und durchschaubar ist. Der Denk- und Erkenntnisproze� eines anderen Subjekts ist prinzipiell nicht sichtbar. Sichtbar ist nur das Produkt des Denkens und Entscheidens, die konkrete Handlung.
W�hrend im klassischen Denken die Wahrheit ausschlie�lich im Sein gesucht wird, besteht das Wesen der Subjektivit�t gerade darin, das Sein zu ver�ndern, es seinen Bed�rfnissen anzupassen. Damit wird, erkenntnistheoretisch, das ganze Spektrum des M�glichen bedeutsam, das, was nicht ist, aber werden k�nnte. Dies wird durch aktuelle Str�mungen des radikalen Konstruktivismus grunds�tzlich thematisiert. Allerdings wird auch diese Position auf einer Metaebene formuliert, w�hrend der formale Apparat nach wie vor der klassischen Metaphysik verhaftet bleibt. Die Antwort G�nthers lautet, es reiche nicht aus, das klassische Hierarchieverh�ltnis - das Sein bestimmt das Bewu�tsein - umzukehren und nun idealistisch die Welt als Produkt des menschlichen Gehirns zu begreifen. Nach G�nther besteht die Frage nicht darin, ob das Ich (Subjekt) erkennend dem objektiven Sein gegen�bersteht oder aktiv das Sein gestaltet, es tut immer schon beides. Das Subjekt wird in eine Umwelt hineingeboren, von der es abh�ngig ist, deren Macht es sich f�gt. Andererseits kann es innerhalb seiner M�glichkeiten Entscheidungen treffen, die Welt durch Handlungen ver�ndern. Analysiert man diese beiden Situationen separat, so zeigen sich zwei entgegengesetzte Hierarchiebeziehungen.
Im ersten Fall sind die Umst�nde zwingend, das Subjekt wird in eine passive Position gedr�ngt, es wird von seinen Lebensbedingungen determiniert. Dies ist die klassische Position. Die wahrheit liegt im Sein, sie kann nur besser oder schlechter erkannt werden. Tritt hingegen das Subjekt als handelndes auf, hat sich die Hierarchiebeziehung umgekehrt, das Subjekt verh�lt sich als Subjekt und macht sich seine Umwelt zum Objekt seiner Entscheidung, seines Handelns. Es handelt sich also um zwei entgegengesetzte Ordnungsrelationen. Sie m�ssen dennoch miteinander vermittelbar sein, da es sich um dasselbe Subjekt handelt, das sich erkennend und handelnd zugleich verh�lt. Dies w�rde in der klassischen Logik zu einem Widerspruch f�hren, da Subjekt und Objekt nicht innerhalb der einen und einzigen Kontextur vertauscht werden k�nnen.
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